Flamenco
Am
18.11.2010 ist Flamenco zum immateriellem Weltkulturerbe ernannt worden. Längst
hat er die Grenzen Spaniens überschritten und so ist es auch nicht
verwunderlich, dass viele Menschen etwas mit dem Begriff anfangen können. Die Assoziationen
gehen von Temperament über Urlaub in Spanien bis hin zu einem Lebensgefühl,
Freude und vieles mehr. Schaut man sich die Geschichte an, haben viele Kulturen
dazu beigetragen, das aus dem Flamenco zu machen was er heute ist. Es gibt Puristen,
die an der traditionellen Form festhalten und die meisten Neuerungen, die letzten
Endes dazu geführt haben, Flamenco weltbekannt zu machen, für verrückt halten.
Andere, die her gehen und den Flamenco mit anderen Musikstilen mischen, Parallelen
erkennen, die vielleicht sogar Rückschlüsse auf einen gemeinsamen Ursprung
zulassen wie zum Beispiel die indische Musik und man könnte sagen ganz neue Variationen
entwickeln. Zum Beispiel hat der weltbekannter Gitarrist Paco de Lucia den Cajon
als perfekte Ergänzung zum Flamenco in Lateinamerika entdeckt und so integriert, dass er nicht mehr
so richtig aus dem Flamenco wegzudenken ist. Flamenco ist auch eine Wissenschaft,
die man an manchen Universitäten studieren kann oder Wissenschaftler, die sich intensiv
mit dem Thema Flamenco auseinandergesetzt haben, in Vorträgen anhören. Ein
Wissenschaftler hat zum Beispiel ein Institut zur Erhaltung und Verbreitung des
Flamencos gegründet und hält selber Vorträge, in denen er die behandelten Palos
mit dem Auditorium anstimmt. Ich finde eine gute Art, sich mit dem Thema Flamenco
zu beschäftigen ist, nach Spanien zu reisen und seinen Flamenco zu finden.
Jeder Ort hat seinen eigenen Reiz. Granada hat zum Beispiel den Albaicin, wo
man in den Höhlen Flamenco-Shows anschauen kann und bei Carmen de Las Cuevas
sogar Flamencounterricht in den Höhlen nehmen kann und zwar Gesang, Gitarre
und/oder Tanz. Besonders am Albaicin ist auch, dass sich dort viele Flamenco-Profis
und –Amateure tummeln, so dass man unter Umständen die eine oder andere spontane
Flamenco-Session miterlebt. Für relativ kleines Geld gibt es eine tolle Flamenco
Show bei gutem Essen im „Jardines de Zoraya“ zu erleben. In
Sevilla wäre neben unzähligen Tablaos und Schulen das Flamenco Museum, die Biennale
und die Feria de Sevilla zu erwähnen, wo
es, wie der Name schon sagt, zwar weitestgehend um die Sevillanas geht, man
sich aber zweifelsohne selber von der Farbenvielfalt des Flamencos überzeugen
kann. In Jerez findet einmal im Jahr ein gewaltiges Flamencofestival statt, wo
man alleine oder in der Gruppe Kurse bei namenhaften Künstlern belegen kann und
es gibt tolle Konzerte. Last but not least Madrid mir der Flamencoschule Amor
de Dios, die sich nach eigenen Angaben vor allen Dingen an die Schüler richtet,
die einmal Profimusiker werden wollen oder es schon sind. Bei talentierten Künstlern
stellt die Schule Kontakte her, die einem auf dem Weg zum Profimusiker
weiterhelfen können. Camaron de La Isla, ein Weltberühmter Flamencosänger, hat
mal gesagt, dass er nach Madrid gehen musste um ein Star zu werden. Ebenfalls
nennenswert ist das Restaurant „Casa Patas“ in Madrid, in dem die meisten, die
im Flamenco Rang und Namen haben, bereits aufgetreten sind. Zu Festivals wäre vielleicht
noch zu erwähnen, dass in Spanien Flamencobegeisterte aus aller Herrenländern dort
anzutreffen sind und dass auch andersrum viele Länder eigene Festivals
veranstalten. Neben Deutschland und Russland und vielen mehr ist auffällig, dass
die Japaner große Fans des Flamencos sind. Ein Grund dafür könnte sein, dass
die eher introvertierten Asiaten im Flamenco eine Möglichkeit sehen, ihre innersten
Gefühle auszudrücken.
Auch die
Spanier sind oft in Japan zu Gast und veranstalten dort Konzerte oder Workshops.
Generell genießt Flamenco in manchen Ländern mehr Ansehen als in Spanien. Renommierte
Musiker wie zum Beispiel Manolo Sanlucar arbeiten daran, dass sich das ändert.
Er ist der Meinung, dass Flamencogitarre wie jedes andere Instrument auch am
Konservatorium unterrichtet werden sollte.
Meistens
geht es im Flamenco darum, Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Wenn man sich den
traditionellen Flamenco anschaut oder hört, stößt man oftmals als erstes auf den
Ausdruck von Trauer, Wut und Stolz. Die Freude und das Glück sind aber
ebenfalls vertreten. Meistens wird eine Geschichte erzählt und da wie bereits
erwähnt, manche Stücke aus unterschiedlichen Musikrichtungen zusammengewürfelt
sind, erzählt zum Beispiel die „Habanera de Cadiz“ die Geschichte von jemandem,
der sich in Havanna also Cuba so wie in Cadiz fühlt und umgekehrt, weil sich
die Städte so ähnlich sind.
Grob gesagt,
besteht der Flamenco aus Gesang, Tanz und Gitarrenmusik. Die Gitarre kam als
letztes dazu und ist deswegen im traditionellen Flamenco ein Begleitinstrument.
Wenn man sich das Ganze auf der Bühne vorstellt, gibt der Tänzer oder die
Tänzerin den Takt an, danach richtet sich der Gesang und der Gitarrist
begleitet beide. Dass Gitarristen eine Solo Rolle übernehmen und das es sogar
Flamencokonzerte nur mit Flamencogitarre gibt, ist relativ neu.
Die Basis
ist meistens der Rhythmus und die meisten Flamencorhythmen haben 12 Beats. Die
Buleria ist einer davon und wird folgendermaßen betont:
11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
So ist es möglich,
dass Musiker zusammen musizieren können, die sich bisher nicht kannten.
Ein sehr bekanntes
Lied von Paco de Lucia ist „Entre dos Aguas“. Es ist entstanden, weil im Studio
ein Stück für die Fertigstellung eines Albums gefehlt hatte und ist eine
Improvisation auf einen Rumba Rhythmus. Es gehört zu den meisten Paco de Lucia
Konzerten dazu aber es ist naheliegend, dass Paco es keine zweimal haargenau
gleich gespielt hat. Er hat gesagt, dass es zum Spielen der Flamencogitarre
unablässig ist, die Spieltechnik perfekt zu beherrschen, weil nur dann das was
man fühlt, direkt über die Hände auf die Gitarre übertragen und zum Ausdruck
gebracht werden kann.
Der Flamencogesang
ist mit keinem anderen mir bekannten Gesangstil vergleichbar. Der Sänger drückt seine Gefühle
über den Text genauso wie mit Mimik und Gestik aus.
Der Flamencotanz charakterisiert
sich durch sehr viel Temperament. Wieder will der Musiker seine Gefühle zum
Ausdruck bringen. Auch hier gibt es traditionelle Interpreten, aber auch moderne
Stile wie zum Beispiel den von Israle Galvan, der aber auch den Rhythmus als Basis
hat.
Zusätzlich
zu Gitarre, Gesang und Tanz gibt es auf
der Bühne häufig Palmeros, die den Rhythmus klatschen und es haben sich unterschiedliche
Perkussionsinstrumente etabliert. Da gibt es wie bereits gesagt, den Cajon, Bongos
und zum Beispiel die Udu Drum, die wie ein Tongefäß mit zwei Löchern aussieht.
Im ersten Flamenco-Film von Carlos Saura taucht bereits so eine auf. Die
Musikerin im Film spielt sie mit einem Strohbesen, man kann sie aber auch mit
der Hand spielen. Neulich habe ich im Internet eine gesehen, die an einer Seite
ein Trommelleder hatte und daher auch wie eine Trommel gespielt werden kann. Dann
gibt es noch Kastagnetten, die manchmal von der Tänzerin oder vom Tänzer beim
Tanzen, aber extra und von besonders virtuosen Spielern sogar ausschließlich
und quasi als Solist gespielt werden. Bei den Kastagnetten hat sich das Modell
aus Fibra stark verbreitet, es gibt sie aber auch aus Holz. Es gibt ganz
unterschiedliche Größen für große und kleinere Hände und auch welche die lauter
oder leiser klingen. Wie Sie sehen ist Flamenco sehr umfangreich und kann aus
meiner Sicht sehr individuell interpretiert werden. Nach und nach werde ich das
eine oder andere Thema noch ausführlicher beschreiben und freue mich, wenn ich
Ihre Neugier mit diesem Text ein Bisschen wecken konnte.
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