Dienstag, 15. Dezember 2015

Flamenco

Am 18.11.2010 ist Flamenco zum immateriellem Weltkulturerbe ernannt worden. Längst hat er die Grenzen Spaniens überschritten und so ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Menschen etwas mit dem Begriff anfangen können. Die Assoziationen gehen von Temperament über Urlaub in Spanien bis hin zu einem Lebensgefühl, Freude und vieles mehr. Schaut man sich die Geschichte an, haben viele Kulturen dazu beigetragen, das aus dem Flamenco zu machen was er heute ist. Es gibt Puristen, die an der traditionellen Form festhalten und die meisten Neuerungen, die letzten Endes dazu geführt haben, Flamenco weltbekannt zu machen, für verrückt halten. Andere, die her gehen und den Flamenco mit anderen Musikstilen mischen, Parallelen erkennen, die vielleicht sogar Rückschlüsse auf einen gemeinsamen Ursprung zulassen wie zum Beispiel die indische Musik und man könnte sagen ganz neue Variationen entwickeln. Zum Beispiel hat der weltbekannter Gitarrist Paco de Lucia den Cajon als perfekte Ergänzung zum Flamenco in Lateinamerika  entdeckt und so integriert, dass er nicht mehr so richtig aus dem Flamenco wegzudenken ist. Flamenco ist auch eine Wissenschaft, die man an manchen Universitäten studieren kann oder Wissenschaftler, die sich intensiv mit dem Thema Flamenco auseinandergesetzt haben, in Vorträgen anhören. Ein Wissenschaftler hat zum Beispiel ein Institut zur Erhaltung und Verbreitung des Flamencos gegründet und hält selber Vorträge, in denen er die behandelten Palos mit dem Auditorium anstimmt. Ich finde eine gute Art, sich mit dem Thema Flamenco zu beschäftigen ist, nach Spanien zu reisen und seinen Flamenco zu finden. Jeder Ort hat seinen eigenen Reiz. Granada hat zum Beispiel den Albaicin, wo man in den Höhlen Flamenco-Shows anschauen kann und bei Carmen de Las Cuevas sogar Flamencounterricht in den Höhlen nehmen kann und zwar Gesang, Gitarre und/oder Tanz. Besonders am Albaicin ist auch, dass sich dort viele Flamenco-Profis und –Amateure tummeln, so dass man unter Umständen die eine oder andere spontane Flamenco-Session miterlebt. Für relativ kleines Geld gibt es eine tolle Flamenco Show bei gutem Essen im „Jardines de Zoraya zu erleben.  In Sevilla wäre neben unzähligen Tablaos und Schulen das Flamenco Museum, die Biennale und  die Feria de Sevilla zu erwähnen, wo es, wie der Name schon sagt, zwar weitestgehend um die Sevillanas geht, man sich aber zweifelsohne selber von der Farbenvielfalt des Flamencos überzeugen kann. In Jerez findet einmal im Jahr ein gewaltiges Flamencofestival statt, wo man alleine oder in der Gruppe Kurse bei namenhaften Künstlern belegen kann und es gibt tolle Konzerte. Last but not least Madrid mir der Flamencoschule Amor de Dios, die sich nach eigenen Angaben vor allen Dingen an die Schüler richtet, die einmal Profimusiker werden wollen oder es schon sind. Bei talentierten Künstlern stellt die Schule Kontakte her, die einem auf dem Weg zum Profimusiker weiterhelfen können. Camaron de La Isla, ein Weltberühmter Flamencosänger, hat mal gesagt, dass er nach Madrid gehen musste um ein Star zu werden. Ebenfalls nennenswert ist das Restaurant „Casa Patas“ in Madrid, in dem die meisten, die im Flamenco Rang und Namen haben, bereits aufgetreten sind. Zu Festivals wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass in Spanien Flamencobegeisterte aus aller Herrenländern dort anzutreffen sind und dass auch andersrum viele Länder eigene Festivals veranstalten. Neben Deutschland und Russland und vielen mehr ist auffällig, dass die Japaner große Fans des Flamencos sind. Ein Grund dafür könnte sein, dass die eher introvertierten Asiaten im Flamenco eine Möglichkeit sehen, ihre innersten Gefühle auszudrücken.  

Auch die Spanier sind oft in Japan zu Gast und veranstalten dort Konzerte oder Workshops. Generell genießt Flamenco in manchen Ländern mehr Ansehen als in Spanien. Renommierte Musiker wie zum Beispiel Manolo Sanlucar arbeiten daran, dass sich das ändert. Er ist der Meinung, dass Flamencogitarre wie jedes andere Instrument auch am Konservatorium unterrichtet werden sollte.  

Meistens geht es im Flamenco darum, Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Wenn man sich den traditionellen Flamenco anschaut oder hört, stößt man oftmals als erstes auf den Ausdruck von Trauer, Wut und Stolz. Die Freude und das Glück sind aber ebenfalls vertreten. Meistens wird eine Geschichte erzählt und da wie bereits erwähnt, manche Stücke aus unterschiedlichen Musikrichtungen zusammengewürfelt sind, erzählt zum Beispiel die „Habanera de Cadiz“ die Geschichte von jemandem, der sich in Havanna also Cuba so wie in Cadiz fühlt und umgekehrt, weil sich die Städte so ähnlich sind.

Grob gesagt, besteht der Flamenco aus Gesang, Tanz und Gitarrenmusik. Die Gitarre kam als letztes dazu und ist deswegen im traditionellen Flamenco ein Begleitinstrument. Wenn man sich das Ganze auf der Bühne vorstellt, gibt der Tänzer oder die Tänzerin den Takt an, danach richtet sich der Gesang und der Gitarrist begleitet beide. Dass Gitarristen eine Solo Rolle übernehmen und das es sogar Flamencokonzerte nur mit Flamencogitarre gibt, ist relativ neu.
Die Basis ist meistens der Rhythmus und die meisten Flamencorhythmen haben 12 Beats. Die Buleria ist einer davon und wird folgendermaßen betont:

 11 12     1 2 3      4 5 6   7 8     9 10

So ist es möglich, dass Musiker zusammen musizieren können, die sich bisher nicht kannten.

Ein sehr bekanntes Lied von Paco de Lucia ist „Entre dos Aguas“. Es ist entstanden, weil im Studio ein Stück für die Fertigstellung eines Albums gefehlt hatte und ist eine Improvisation auf einen Rumba Rhythmus. Es gehört zu den meisten Paco de Lucia Konzerten dazu aber es ist naheliegend, dass Paco es keine zweimal haargenau gleich gespielt hat. Er hat gesagt, dass es zum Spielen der Flamencogitarre unablässig ist, die Spieltechnik perfekt zu beherrschen, weil nur dann das was man fühlt, direkt über die Hände auf die Gitarre übertragen und zum Ausdruck gebracht werden kann.  

Der Flamencogesang ist mit keinem anderen mir bekannten Gesangstil  vergleichbar. Der Sänger drückt seine Gefühle über den Text genauso wie mit Mimik und Gestik aus.

Der Flamencotanz charakterisiert sich durch sehr viel Temperament. Wieder will der Musiker seine Gefühle zum Ausdruck bringen. Auch hier gibt es traditionelle Interpreten, aber auch moderne Stile wie zum Beispiel den von Israle Galvan, der aber auch den Rhythmus als Basis hat.       


Zusätzlich zu Gitarre, Gesang  und Tanz gibt es auf der Bühne häufig Palmeros, die den Rhythmus klatschen und es haben sich unterschiedliche Perkussionsinstrumente etabliert. Da gibt es wie bereits gesagt, den Cajon, Bongos und zum Beispiel die Udu Drum, die wie ein Tongefäß mit zwei Löchern aussieht. Im ersten Flamenco-Film von Carlos Saura taucht bereits so eine auf. Die Musikerin im Film spielt sie mit einem Strohbesen, man kann sie aber auch mit der Hand spielen. Neulich habe ich im Internet eine gesehen, die an einer Seite ein Trommelleder hatte und daher auch wie eine Trommel gespielt werden kann. Dann gibt es noch Kastagnetten, die manchmal von der Tänzerin oder vom Tänzer beim Tanzen, aber extra und von besonders virtuosen Spielern sogar ausschließlich und quasi als Solist gespielt werden. Bei den Kastagnetten hat sich das Modell aus Fibra stark verbreitet, es gibt sie aber auch aus Holz. Es gibt ganz unterschiedliche Größen für große und kleinere Hände und auch welche die lauter oder leiser klingen. Wie Sie sehen ist Flamenco sehr umfangreich und kann aus meiner Sicht sehr individuell interpretiert werden. Nach und nach werde ich das eine oder andere Thema noch ausführlicher beschreiben und freue mich, wenn ich Ihre Neugier mit diesem Text ein Bisschen wecken konnte.

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